Werdegang

 

Bernard Fölls Karriere als bildender Künstler umfasst nun gut 30 Jahre.
Als Künstler ein Autodidakt, aber umfangreich gebildet und einfallsreich wie nur wenige seiner Zeitgenossen des Boheme-Berlins, war Föll zuerst als Schauspieler und Regisseur innerhalb der West-Berliner Super 8 Filmbewegung in den frühen 1980er Jahren tätig – „ein kreatives Berlin, welches bis heute Einfluss auf die deutsche Popkultur und ausübt.“

Super 8 war für diese Künstler kein zufälliges oder lediglich stilistisches Mittel, sondern eine bewusste Punk-Entscheidung für ein obsoletes und billiges kreatives Medium. Ein Mittel, welches sich ohne jegliche akademische Anerkennung oder externem Tragwerk hauptsächlich in Kreuzberger Kneipen, autonomen Kunsträumen, besetzte Häuser, Clubs und heruntergekommenen Hinterhöfen entwickelte.

Viele Künstler dieser Zeit arbeiteten mit jedem verfügbaren Medium und erklärten sich selbst als „Geniale Dilletanten“; die Liebe des „Trash“ und die Missachtung der „Hoch – und Massenkultur“ ist heute noch in Bernard Fölls Werken ersichtlich. Genauso wie Fölls Leidenschaft für „Art Vache“, praktiziert von Magritte, Picabia, Polke, Lausen, Kippenberger und den Oehlen Brüdern.

Erstmals nutzte Bernard Föll Collage und Grafikkompositionen während der Gestaltung von selbstgemachten Plakaten für Super 8 Filmvorführungen in den frühen Achtzigern.
Dieses Interesse führte ihn letztendlich dazu Scherenschnitt- und Schablonenarbeiten herzustellen. Seit den frühen Neunzigern malt er überwiegend mit Schablonen – schon lange bevor Street Art diese Technik für sich entdeckte und ihr Popularität schenkte.

Anstatt Museumskunst als Referenz zu nutzen, beschränkt sich Föll auf gefundene Bilder der Massenmedien, anspruchslose Quellen sowie auf italienische Porno-Comics, Schundliteratur und Plattencover, die er über Jahre hinweg als DJ in Berlins Kunst- und Punkszene gesammelt hat. Seine Malerei lediglich als simple Pop-Art zu bezeichnen würde ihr nicht gerecht. Fölls Aufgreifen von politischen und gesellschaftlichen Themen; der Dekontextualisierung und Repräsentation von Medien-Bildern platziert sein Oeuvre eher in die Tradition der „Pictures Generation“ aus dem New York der 1980er, wie zum Beispiel Richard Prince; eine Strömung welche -weit mehr als Pop-art- die dunkle Seite der Popkultur in Frage stellt und reflektiert, in einem kritischen Versuch den Bilderflut der Medien zu hinterfragen.

Ideologische Konflikte und Krieg sind wiederkehrende Themen in vielen von Fölls Arbeiten, die seit 9/11 entstanden sind. Wenn man Föll nach seinem künstlerischen Fokus befragt, zitiert er den Philosophen Eric Voegelin und seine „pneumapathologische Deformation“ der Realität, in der diese sich zu Ideologie, Psychose und Gewalt verformt. Diese Thematik wird nicht nur bildlich aufgegriffen, sondern auch durch technische Transformierung und Zerstörung des Bildlichen.

Religiöse Themen sind genauso Teil von Fölls Werk: Der Maler erhielt eine Erziehung bei den Franziskanern, die laut seiner Aussage, die Hippies unter den katholischen Orden darstellen, da sie eine Aversion gegen Arbeit und Geldgeschäfte haben. Dabei zitiert er Pasolinis Film „Uccellacci e Uccellini“ – eine Ode an Franziskanischer Lyrik und Radikalismus. Wie bei Pasolini ist Fölls fortschrittliche politische Einstellung und sein Atheismus vom Katholizismus gespeist.
Neben verschiedenen Darstellungen von Himmel und Hölle, die von historischer Wandmalerei inspiriert sind, ist das Gemälde „The Meeting“ besonders interessant, da es das philosophische Thema der Symposiums darstellt, welches später in der christlichen Kunst als Letztes Abendmahl re-interpretiert wurde. Hier ergeben diverse Elemente wie Filmplakate, Prog-Rock Plattencover, historische Skizzenbücher eine Konferenzsituation von Platzhaltern vieler Zeiten und Kulturen.

Solche Gegensätze von künstlerischem Multikulturalismus, Trash, Politik und Skepsis stehen wohl symbolisch für Bernard Föll’s Gesamtwerk.

Bernard Föll hat in ganz Deutschland ausgestellt sowie auch in Wien, Liverpool, Rom und nahm teil an der M.A.I.S. Ausstellungsserie. Der Künstler ist auch als Kurator tätig, beispielsweise für eine Serie von Klubkunstausstellungen im Haus am Lützowplatz und hat selbstständig verschiedene Gruppenausstellungen in Berlin kuratiert und organisiert.

Text: SomoS

 

Kurze Biografie:

1954 in Stuttgart geboren

1961 bis 1970 Klosterschule der Franziskaner in Schwäbisch-Gmünd

1971 bis 1973 zahlreiche Studienreisen durch ganz Europa, literarische Versuche

1974 Umzug nach West-Berlin

1976 bis 1981 freiberuflicher DJ in Szene-Locations

1982 bis 1987 Experimentalfilme, Performances, Mitbegründer des Festivals Interfilm, Gründungsmitglied der Super-8 Filmgruppe Best Boys Connection

1988 Romanfragment Choral und Abgesang, erste Collagen auf Karton

1990 erste Arbeiten Acryl auf Leinwand

ab 1991 Ausstellungen in Berlin und bundesweit

ab 1998 Kurator u. a. für das Haus am Lützowplatz, Studiogalerie, verschiedene Gruppenausstellungen

2000 Mitbegründer der „Künstlergruppe 10.000“, Berlin

2002 Kurzstipendium Kriva Palanka, Mazedonien

seit 2001 Initiator zahlreicher Gruppenausstellungen „18 x 24“

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